Soll keiner sagen, wir hätten es nicht versucht! In offenbar naivem Vertrauen auf den Wetterbericht sind wir heute morgen los und wollten 37 Meilen nach Galaxidhi abspulen. Wir hätten es besser wissen sollen: die ganze Nacht hat es geblasen wie Hulle, das Schiff ächzte, die Leinen stöhnten und der Wind pfiff durch die Takelage. In unbekümmerter Verleugnung der Vorhersage nahm der Wind nicht ab und draußen stand eine Welle von über 2 Metern. Wär nicht sooo wild, wenn wir nicht gleichzeitig voll gegenan bei 5 bis 6 Beaufort hätten müssen und das für mindestens 9 Stunden. Nach zwei Stunden war klar: das tun wir uns nicht an! Nach einer Kursänderung um 180 ° gings flugs zurück nach Korinth an unseren Liegeplatz. Da liegen wir also nun und freuen uns. Morgen soll noch mehr Wind kommen. Das ist nun in zwei Wochen das dritte Mal, dass wir eingeweht sind! Das Sturmband durch die Ägäis reißt nicht ab, eine Umrundung des „Kaps“ von Ost nach West wäre kaum verträglich gewesen. Programm für morgen: Auto mieten und nach Kalamata fahren. Nebenbei werden wir uns ein paar olle Ruinen angucken.
Monatsarchiv: Mai 2013
Korinth
Nach einem Zwischenaufenthalt in der Bucht von Korphos nehmen wir heute den Kanal von Korinth in Angriff. Alles verläuft ausgesprochen flüssig, freundlich und zügig. Man hat unsere Daten noch von 2011 im Computer und nach einer halben Stunde Wartezeit schickt man uns auf die 6 Kilometer lange Strecke („Full speed, captain!“). Die Stadt Korinth selbst am Westende des Kanals hinterlässt zwiespältige Gefühle: Mehr praktisch als hübsch nach einem Erdbeben wieder aufgebaut, extrem viele Banken, Cafés und Restaurants, viele dicke Autos, aber wir werden wiederholt angebettelt und der Hafen macht einen sehr vernachlässigten Eindruck. Unser Unterwant von SVB ist mittlerweile in Kalamata 200 km von hier angekommen. Da werden wir wohl von Patras aus einen Ausflug mit dem Mietwagen machen.
Poros
Jetzt kennen wir die Wahrheit: alle diese kitschigen Bilder von Griechenland mit weißen Mauern, verwinkelten Treppen und blauen Kuppeln, kuscheligen Tavernas, bunten Haustüren und kleinen hungrigen Kätzchen: diese ganzen kitschigen Postkarten- und Kalendermotive mit dem immer dunkelblauen und glasklaren Wasser und den weißen Segeln am Horizont: sie sind alle WAHR! Echt Leute, so sieht es hier wirklich aus! Und besonders hier in Poros, wo wir gerade sind. An den Treppenkonstruktionen zwischen den Häuschen am Hügel hat sich vermutlich Escher inspirieren lassen. Also wirklich allerliebst und sooo idyllisch. Da kommt dann doch etwas Wehmut auf, dass wir in den nächsten Tagen diesen Teil Griechenlands durch den Kanal von Korinth wieder verlassen werden. Wo sich das Paket mit unserem neuen Unterwant aus Deutschland wohl gerade befindet, das wir an eine Marina am Südende des Peloponnes schicken ließen? Alle Planungen sind im freien Fluss: Die Marina in Tunesien, wo wir das Boot für den „Sommerurlaub“ in Deutschland lassen wollten, wird nun doch erst noch ein weiteres Jahr später fertig als geplant. Irgendwie erinnert das an Großprojekte in Deutschland…
Kiparissi
Nach zwei Tagen und drei Nächten mit Starkwind und Böen bis 37 Knoten waren wir reif. Reif für die bittere Entscheidung, die Südumrundung des Peloponnes aufzugeben und dafür „oben rum“ zu gehen, also durch den Kanal von Korinth. Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage für das Gebiet um das Kap dort unten waren einfach zu schlecht und ungünstig. Dazu kommt das Fehlen sicherer Ankerplätze für Südwind. In nur einer Woche hatten wir nun schon zwei Mal Pausen wegen Südstürmen bis 8 Beaufort einlegen müssen. Die gesamte Ägäis wird seit Tagen von einem Starkwindband durchzogen. Irgendwie ist das Wetter auch hier ein bisschen durcheinander. Die anderen drei Boote in Monemvasia kamen zu der gleichen Einschätzung. Also auf nach Norden. Belohnt wurde der Entschluss mit sanftem Dahintuckern (jetzt natürlich wieder zu wenig Wind…) entlang an der pompösen Silhouette des Peloponnes. Endstation für heute war die Bucht der kleinen Stadt Kiparissi, wo wir als einziges Boot auf 8 Meter Sand ankern konnten. Und schwimmen. Das grenzt bald an Urlaub.
Monemvasia
Der erste Angriff des Windes kam um 3 Uhr nachts. Das Brausen schwoll an, bis alles, was an Deck noch Bewegungsspielraum hatte, diesen ausnutzte und zu klappern anfing. Rover legte sich auf die Seite und quetschte seine acht Backbordfender an die Betonpier. Festmacher und Springs dehnten sich. Aber wir lagen sicher. Nach einem nächtlichen Rundgang mit der Taschenlampe über Deck legten wir uns wieder in die Kojen und lauschten dem Konzert. Wie gut, dass wir hier waren! Am nächsten Tag erkundeten wir die Bäckereisituation im Dorf: große Klasse! Was für ein Ort, um eingeweht zu sein! Nachmittags ging es auf den Gibraltar-Felsen, wo ein Dorf aus dem 11. Jahrhundert liebevoll für die Touristen wiederhergestellt wird. Schönes Gefühl, auch morgen noch hierbleiben zu dürfen.