Der erste Angriff des Windes kam um 3 Uhr nachts. Das Brausen schwoll an, bis alles, was an Deck noch Bewegungsspielraum hatte, diesen ausnutzte und zu klappern anfing. Rover legte sich auf die Seite und quetschte seine acht Backbordfender an die Betonpier. Festmacher und Springs dehnten sich. Aber wir lagen sicher. Nach einem nächtlichen Rundgang mit der Taschenlampe über Deck legten wir uns wieder in die Kojen und lauschten dem Konzert. Wie gut, dass wir hier waren! Am nächsten Tag erkundeten wir die Bäckereisituation im Dorf: große Klasse! Was für ein Ort, um eingeweht zu sein! Nachmittags ging es auf den Gibraltar-Felsen, wo ein Dorf aus dem 11. Jahrhundert liebevoll für die Touristen wiederhergestellt wird. Schönes Gefühl, auch morgen noch hierbleiben zu dürfen.
Tagesarchiv: 23. 05. 2013
Flucht nach Monemvasia
Der Wecker klingelt um 5 Uhr. Nach einem Notkaffee starten wir um 5:30 Uhr bei der ersten Dämmerung die Maschine, werfen die Leinen los und motoren sanft durch den Hafen Richtung Lagunenausgang. Erster Eindruck: das Dampferlicht am Mast geht nicht. Muss ohne gehen – es wird eh gleich hell. Die Stimmung bei Sonnenaufgang, während wir die bizarren Felsformationen passieren, ist super eindrucksvoll. Sollten wir öfter machen! Dann bringen wir Rover auf Kurs Richtung Westen, nach Monemvasia, und die Maschine auf Marschdrehzahl (1500 U/min). Wind ist totale Fehlanzeige. Das entspricht auch dem Wetterbericht, der später mäßige Südwinde prognostiziert und ab dem frühen nächsten Morgen das Einsetzen des Sturms. Das sollte gut zu schaffen sein. Für die 67 Meilen rechnen wir mit 12 bis 13 Stunden. Da das Wetter den Wetterbericht aber vielleicht nicht kennt, gehen wir kein Risiko ein und maximieren sozusagen unsere Geschwindigkeit: sprich, die Maschine läuft immer mit, auch als der Südwind später tatsächlich einsetzt. Gegen Mittag – am Point of no Return – machen wir den Fehler und schalten den UKW-Seefunk auf Kanal 16 ein. Kurze Zeit darauf hören wir die erste Warnmeldung: „Securité, Securité, Securité – to all ships, to all ships, to all ships: gale warning force eight, locally nine“. Dann folgt ein sehr ausführlicher Seewetterbericht – leider auf Griechisch – gefolgt von einer Ausgabe, die wir mühsam als Englisch identifzieren. Leider verstehen wir weder Orte noch Zeiten. Die Tatsache, dass die Sturmwarnung alle Stunde wiederholt wird, hilft leider auch nicht. Jetzt fühlen wir uns trotz gutem Wetter, als ob uns der Teufel im Nacken sitzt. Die Stunden ziehen sich dahin, der Wind wird mal stärker, mal schwächer. Die Kreuze auf der Überseglerkarte zeigen nur ein mühsames Vorwärtskommen. Wieviel Segel können wir unserem geflicktem Unterwant zumuten? Aber natürlich geht wieder mal alles gut und gegen 17 Uhr nähern wir uns dem Zielhafen Monemvasia. Alle offensichtlichen Liegeplätze sind schon belegt. Alle suchen Schutz. Aber wir erinnern uns an die Aussage von der NIMROD, dass der als verboten markierte Platz für den Rettungskreuzer genutzt werden kann, da das Life boat sich einen besseren Platz mit Stromanschluss gesucht hat. Vorsichtig gehen wir längsseits und werden von der Port Police kommentarlos geduldet. Geschafft!