Rover on tour

Logbuch


Varel

Wir sind wieder zuhause!

Der zweite Teil des Ems-Jade-Kanals ist landschaftlich nicht so abwechslungsreich, doch der Sog des nahen Endes zog uns mit Macht hindurch. Als wir bei der Durchfahrt der letzten Brücke, die für uns geöffnet werden musste, vom Brückenwärter angemault wurden, weil seine Ampel noch nicht auf grün geschaltet hatte (nachdem wir in Holland angemault wurden, wenn wir auf grün warten wollten), wussten wir endgültig, dass wir wieder in Deutschland waren. Nach ca. 2100 km Motorfahrt ging unsere Tour mit einer bezaubernden Fahrt durch das Vareler Watt zu Ende. Die Seehunde guckten uns mit großen Augen an und die Fischer vom Krabbenkutter winkten freundlich. Es fiel schwer, das Schiff zu verlassen, aber letzten Endes hat doch alles seine Zeit. An neuen Plänen wird noch gearbeitet. Rover kommt erstmal in die Werft – nach 31 Jahren sind doch einige kosmetische und chirurgische Eingriffe notwendig. Über das, was man heute „Refit“ nennt, soll der Blog in loser Folge weitergeführt werden. Zunächst aber vielen Dank für eure Begleitung und aufmunternden Kommentare und auf ein frohes Wiedersehen, wenn es wieder heißt:

ROVER ON TOUR


Westerende-Kirchloog

auf dem Dollart Richtung Emden

auf dem Dollart Richtung Emden

Ich tue hiermit öffentlich Abbitte für alle Ungeduld und alle Anschuldigungen uneffektiver Organisation, die ich mir in Zusammenhang mit Schleusen und Brücken in Frankreich, Belgien und Holland geleistet habe. Wer in dieser Hinsicht richtig was erleben will, der versuche, von Delfzijl kommend über Emden in den Ems-Jade-Kanal zu kommen! Schon in Holland erfuhren wir, dass die kleine Sportbootschleuse in Emden kurz nach unserer letzten Durchfahrt 2010 kollabierte und seitdem der Versuch einer Reparatur läuft. Folglich wird der Verkehr nun über die große Seeschleuse abgewickelt, die allerdings auf Dauer wohl der Beanspruchung nicht standhalten konnte. Das Binnentor kann nur noch halb aufgefahren werden und nach jeder Fahrt muss die Hydraulik 1,5 Stunden abkühlen. Für einfache Sportboote wird nicht mehr extra geschleust, als Zugabe zu Berufsschiffen werden sie geduldet. Nach einer halben Stunde am Warteponton dürfen wir (drei Boote) schon mal in die leere Schleuse einfahren. O-Ton Schleusenmeister: „Das kann aber ein paar Stunden dauern!“ Glücklicherweise findet sich schon kurz nach der Hydraulik-Abkühlphase ein kleineres Binnenschiff und wir dürfen mit in den Binnenbereich. „Geschafft!“ denken wir. Nur noch ein bisschen zwischen den wahllos angeordneten Trockendocks herumirren und schon sind wir im Ratsdelft und können in den Kanal einfahren. Weit gefehlt! Als nächstes wartet die große böse Eisenbahnbrücke – zu niedrig für uns. Kein UKW-Kanal angegeben, nur eine Telefonnummer, mit dem Fernglas klar zu erkennen. Die Stimme am anderen Ende verspricht eine Öffnung in circa 75 Minuten. Also festmachen. Rechts der Ponton vom Wasser- und Schifffahrtsamt („Anlegen für Sportboote verboten!“), links Anleger der Niedersachsen-Ports („Anlegen ist kostenpflichtig!“). Zusammen mit einem Motorboot aus Finnland entscheiden wir uns für links. Viele Züge donnern über die Brücke, dann eine halbe Stunde Pause, dann sind die 75 Minuten rum und wir versuchen wieder, vor der Brücke bei steifer Brise die Stellung zu halten. Jetzt kommt wieder ein Zug nach dem anderen. Nach t=90 Minuten nächster Anruf. „Ach so, ja, geht gleich los…“ Dann geht sie tatsächlich auf und nach 90 Sekunden sind wir durch. Aber jetzt: Ems-Jade-Kanal, wir kommen! Am Ratsdelft vorbei treffen wir auf die erste Kanalbrücke. Schild: „Zwei lange Töne geben!“ Wir geben zwei lange Töne aus unserer 218 Hz-Fanfare, worauf uns die geballte Aufmerksamkeit aller Hafenbesucher sicher ist. Nur die des Brückenbedieners nicht. Nach der zweiten Ehrenrunde vor der Brücke können wir eine Telefonnummer entziffern und rufen an. „Da müssen Sie bei der Kesselschleuse anrufen!“ „Aber diese Nummer steht an der Brücke!“ „Ach so, ja, in 15 Minuten gehts los.“ Dritte Ehrenrunde. Schließlich hebt sich auch diese Barriere und langsam arbeiten wir uns Brücke für Brücke vorwärts, während der Brückenmeister jeweils hinter uns die Brücke wieder schließt, sorgfältig sein Schränkchen mit den Knöpfen abschließt und mit dem Fahrrad an uns vorbei zur nächsten radelt. Das klappt dann auch ganz gut und wir kommen noch in den Genuß von richtig schöner ostfriesischer Landschaft, teilweise weitab von allen Straßen. Nur unser Ziel Aurich können wir abschreiben. Als wir in Westerende-Kirchloog sind, ist Feierabend für die Brückenmenschen und wir sind auch geschafft. Mehr zufällig erfahren wir in dem kleinen Wassersportverein, dass genau hier, sprich in der früher hier ansässigen Werft Lübbe-Voss, die Wiege der Glacer 40-Boote liegt! Und zufällig merken wir, dass genau neben uns ein Schwesterschiff liegt, von einem Werftmitarbeiter in 15-jähriger Eigenregie gebaut! Auch schön, dass wir die Menschen hier wieder verstehen – zumindest akustisch: Hafenmeister: „Sstrom kost ein Euro siebzich.“ „Brauchen wir nicht, wir zapfen die Sonne direkt an (Hinweis auf Solarmodule)“. „Das kost hier auch was!“ „Wieso, ihr habt doch Sonne genug!“ “ Jaaa, heute schon, aber morgen fehlt uns das!“


Oosterbroeksebrug

Falls jemand nicht wissen sollte, wo Oosterbroeksebrug liegt: das ist eine kleine Drehbrücke an der Grenze von der Provinz Drenthe nach Groningen. Da sind wir. Und weil wir mittlerweile das gleiche Wetter haben wie in Norddeutschland, regnet es seit Stunden (nach drei richtig heißen Tagen). Sollte es in absehbarer Zeit aufhören, wollen wir heute weiter durch Groningen durch bis Delfzijl. Damit wäre dann auch praktisch die Grenze zu Deutschland erreicht, denn nur die Ems trennt uns dann noch von Emden und dem Ems-Jade-Kanal.


Uffelte

DSCI0973

Die große Freiheit auf den Meeren? Davon müssen wir uns langsam verabschieden. Auf der Fahrt durch die „Randmeere“ müssen wir uns einreihen in eine scheinbar endlose Schlange von Motorbooten, der eine ebensolche entgegenkommt. Alle wollen immer ein kleines bischen schneller sein als wir und überholt wird auf knappstem Raum, gern direkt vor Schleusen oder Brückendurchfahrten. An den typischen Halteplätzen werden nach 14 Uhr die Liegeplätze knapp. Es ist halt Sommer in Holland! Als wir derart abgedrängt einmal nicht mehr in die Schleuse passen und an den Rand zum Warten fahren (natürlich fängt gerade die Mittagspause der Schleusenwärter an), stirbt der Motor ab und das Ruder blockiert. Wir können gerade noch festmachen. In heldenhaftem Tauchereinsatz in schwarzer Kanalbrühe stelle ich fest, dass unser Propeller eine alte Stoffpersenning, die auf dem Grund lag, zu einem fetten Knäuel aufgewickelt hat. Naja, wozu hat man M;ittagspausen? Außerdem ist es so tierisch heiß, dass eine kleine Abkühlung ganz willkommen ist. Wir kommen bis in die Provinz Drenthe hinein und stehen sozusagen kurz vor Assen und Groningen. Noch eine Woche bis nach Hause? … seufz!?! …