Langsam arbeiten wir uns weiter und vor allem höher: heute abend sind wir ca. 20 Meter (8 Schleusen) unter dem „Gipfel“, der so bei 380 oder 400 m liegen soll. Wohl der höchste Punkt Frankreichs, den man per Boot erreichen kann. Unser Barometer spürt es auch und ist auf sagenhafte 964 hPa abgesunken! Die Landschaft Burgunds tut der Seele gut: sanfte Hügel, grüne und bunte Wiesen, alte Häuschen aus Natursteinen, uralte Kirchen und Schlösser. Fast könnte man an eine heile Welt glauben. Doch schon einen Tag hinter Dijon holt uns die Wirklichkeit ein: Die Schleusenwärter streiken schon wieder. Sie werden schon ihre Gründe haben und wir sind für den Ruhetag in Fleurey auch nicht böse. Das Management der Kanalverwaltung (VNF: Voies Navigables de France) ist zurzeit ein bisschen konfus, da es – wie in allen Unternehmen – nur noch um Sparen geht. Leider scheint man auch am Wasser im Kanal zu sparen: schon länger fiel uns der extrem niedrige Wasserstand auf (es fehlten bis zu 50 cm), aber heute mittag hörte der Spaß auf. Mit einem häßlichen Knirschen schleift unsere Bodenplatte über Geröll, wir werden langsamer und langsamer. Schließlich hilft auch Gasgeben nichts mehr: Wir sitzen mitten im Kanal, 100 Meter vor einer Schleuse, endgültig fest! Die Schleusenwärter beobachten uns eine Weile, um dann die Ventile aufzudrehen und Wasser in den unteren Kanalabschnitt zu leiten. Nach einer Viertelstunde gehts knirschend und rumpelnd weiter und wir erreichen die Schleuse. Im nächsten Abschnitt haben wir dann wieder 1 Meter Wasser unter uns… Ein paar Schleusen weiter – das Adrenalin war gerade wieder abgebaut – springt der Motor nicht mehr an, als wir aus der Schleuse rausfahren wollen. Spontane Fehlersuche erfolglos, also werden wir manuell aus der Schleuse gezogen und machen dahinter im Schilf fest. Es kommt kein Diesel an die Einspritzdüsen. Nach dem Öffnen der Einspritzleitungen und Entlüften (kein Diesel), dem Austausch der Filter (sauber) und dem Peilen des Dieseltanks (480 Liter) fällt mein Blick zufällig auf den Stopzug zum Abstellen des Motors — richtig: ich hatte nach dem letzten Abstellen vergessen, den Zug wieder reinzuschieben! Megapeinlich – nicht weitersagen!! So haben wir also unseren Spaß. Unser Schleusenhandling wird immer perfekter. Wenn wir beim Anlegen am Ufer nicht ganz rankommen (zu wenig Wasser), lassen wir einfach unseren Zentralanker runter (den schweren Schwenkkiel) und schon liegen wir bombenfest. Die Tage des Segelbootes ROVER mit Schaukeln und Schräglage scheinen unendlich weit weg. Heute hat Margrit einen Blumenpott gekauft und im Cockpit plaziert: damit mutiert Rover endgültig zum Kanaldampfer!