Am frühen Morgen gleiten wir durch die riesige Caldera von Santorini. Das Wasser ist ölig und spiegelglatt. Die spektakulären Schwalbennestdörfer verschwimmen ein bisschen im Dunst, dennoch fühlen wir uns privilegiert, dies mit dem eigenen Schiff erleben zu dürfen. Die vermutlich mehrere Tausend zählenden (und zahlenden) Gäste der gewaltigen Kreuzfahrer, die hier ankern, finden es bestimmt auch toll. Am Nordausgang der Lagune setzen wir den Kurs ab auf Milos, vorbei an der Insel Folegandros. Eine ganz schöne Entfernung, aber wir wollen die Gunst der Stunde nutzen, da der normalerweise vorherrschende Nordwind eine Pause macht. Halb segelnd, halb motorend erreichen wir abends eine kleine Ankerbucht vor Pollonia, nordöstlich von Milos. Das schöne alte Viermastkreuzfahrtschiff „Sea Cloud“ ist auch schon da. Die Bucht ist traumhaft – unsere Träume nachts werden dagegen empfindlich gestört, weil ein alter Schwell um die Ecke steht und das Schiff heftig rollt. Allerdings haben wir ENDLICH mal wieder Gelegenheit, vor dem Frühstück ums Schiff zu schwimmen (19 Grad machen wach). Mittags motoren wir in die Lagune der Vulkaninsel Milos und machen an einem überraschend modernen Steg mit Mooringleinen fest. Alles bestens. Unsere netten englischen Nachbarn von der NIMROD kommen gerade von Westen unten um den Peloponnes herum und wir dürfen viele Empfehlungskreuzchen in unsere Seekarte malen. Gerne würden wir länger bleiben, aber am Horizont droht Ungemach: ein dickes Tief über Tunesien zieht nordostwärts und die ganze Ägäis in Mitleidenschaft. Die Wetterkarten sehen grauenhaft aus. Übermorgen soll’s losgehen mit dem Wind. Wir machen uns die Entscheidung richtig schwer, ob wir die ganze Geschichte hier abwettern sollen oder morgen noch schnell ans Festland huschen. Den Ausschlag geben schließlich die Tatsache, dass wir den Platz hier bei den angekündigten Südwestwinden für unsicher halten sowie die beiden deutschen Charterschiffe mit den acht lebhaften Kinderchen in der Nachbarschaft: Morgen wagen wir den Ausbruch!