Die Rover-Saison 2013 ist zu Ende. Die zurückgelegte Gesamtstrecke seit Leros (ca. 1.335 sm) nimmt sich doch ganz eindrucksvoll aus, wenn wir auch nicht ganz so weit gekommen sind, wie ursprünglich geplant. Weitere Abweichungen von der erhofften Route war der Verzicht auf die Südumrundung der Peloponnes-Halbinsel (zuviel Wind aus West) sowie der Verzicht auf Tunesien (Marinaverfügbarkeit, Bakschisch, politisch unsicher). Aus unserer Sicht hatten wir ungewöhnlich viel Wind, der – unserer Generalrichtung West geschuldet – oft auf die Nase kam. Ab Sizilien auch viel Gewitter. Im Gegensatz zu unserer Türkeirunde in 2012 war dies kein Badetörn, sondern hatte schon eher Überführungscharakter. Nach dem Verlassen Griechenlands fanden wir die meisten Marinapreise unangemessen hoch. Zum Ankern fehlten hier meist die geschützten Plätze. Wir finden, dass das Mittelmeer sich zunehmend zu einem Revier für Charterboote entwickelt, in dem individuelle Fahrtensegler zu einer Randgruppe werden, die finanziell bald nicht mehr mithalten kann. – Schön war’s trotzdem!
Monatsarchiv: September 2013
Olbia
Tja, wie soll ich sagen – wir sind sozusagen – plötzlich und unerwartet – in Olbia, Sardinien „gestrandet“. Nicht mit dem Schiff auf einem Felsen oder so, aber unsere Reise ist hier vorläufig zu Ende. In der Marina di Olbia haben wir einen Winterplatz im Wasser gefunden, zu akzeptablen Konditionen für eine eigentlich superteure Einrichtung. Und heute haben wir einen Rückflug mit Ryanair gebucht, für Donnerstag. Damit folgen wir unerwartet schnell Ulla, die am Sonntag morgen zunächst mit der Bahn nach Cagliari fuhr, um dort den Flieger nach Hause zu erwischen. Und heil angekommen ist sie auch. Uns bleibt jetzt noch ein bisschen Zeit, um Rover für die Winterzeit vorzubereiten, also Segel abschlagen, Dinghi verstauen, Leinen und Blöcke abnehmen sowie alles, was in unserer Abwesenheit eventuell abgeschraubt und bei ebay verkauft werden könnte. Um Frostschutz werden wir uns dagegen nicht kümmern. Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit, so gegen Weihnachten mal vorbeizuschauen?
La Caletta
Liegen jetzt schon drei Tage hier in La Caletta. Für die nächste Woche ist ein lang anhaltender starker Mistral angekündigt, der uns noch mindestens eine Woche in Sardinien festhalten wird. Wir stellen Überlegungen an, Rover hier in Olbia für den Winter aufzulegen, da Margrit einen starken Drang nach Hause hat. Wir mieten uns einen Clio und checken die Situation in Olbia vor Ort.
Santa Maria Navarrese
Wir sind Porto Corallo herzlich leid, als wir nach fünf Tagen endlich weiterziehen können, jetzt mit meiner Nichte Ulla als Gast an Bord. Sie ist nach Cagliari eingeflogen und hatte unseren 65 km entfernten Hafen schon nach einem Tag erreicht … die öffentlichen Verkehrsmittel haben hier ihre eigenen Gesetze. Das von Ulla erhoffte schöne Sonnenwetter glänzt durch Abwesenheit: dicke Wolken und heftiger Regen sind zunächst angesagt. Später lockert es aber natürlich wieder auf und wir sehen etwas mehr von Sardiniens Ostküste. Und der Zielort Santa Maria Navarrese ist geradezu entzückend, wenn auch von Touristen gut besucht. Man merkt auch hier dem Wetter den nahen Herbst an. Nachts muss man sich schon wieder zudecken.
Porto Corallo, Sardinien
Wir brechen früh in Marettimo auf, weil die Verhältnisse mit dem Schwell im Hafen langsam untragbar und gefährlich werden. Die Schiffe kollidieren mit dem Steg und mit den Nachbarn. An Schlaf ist sowieso nicht zu denken. Marettimo erhält von uns den ersten Preis in dem Wettbewerb um die unverschämteste Abzocke in italienischen Häfen, und das gegen starke Konkurrenz. Die ersten der 144 Meilen nach Sardinien gestalten sich wie erwartet sehr rollig. Der Wind kommt immerhin von achtern, später richtet sich auch das Wellensystem darauf ein. Rover schwankt stark von einer Seite auf die andere, alle zwei Sekunden muss man sich woanders festhalten. Leider ist der Wind teilweise zu schwach, um zu verhindern, dass bei der Rollerei der Wind aus den Segeln geschlagen wird und dann krachend das Segel wieder füllt. Entspannend würde ich es nicht nennen. Als die Sonne geht, stellen wir fest, dass wir Neumond haben – also kein Licht … denken wir zunächst. Dann kommen zunächst die Sterne: Milchstraße vom Feinsten! Dann entdecken wir auf dem Radar riesengroße Gebilde von ein bis zwei Kilometer Durchmesser, die auf uns zuhalten. Als sie uns erreichen, wird der Himmel schwarz: Es sind Gewitterwolken! Um uns herum setzt ein Geblitze und Wetterleuchten ein, dass einem angst und bang wird. Und dann sieht man auch noch diese Riesenwellen, die von hinten auflaufen! Das gespenstische Schauspiel dauert die ganze Nacht. Ständig fürchten wir einen Blitzeinschlag in den Mast und können doch nichts tun, um es zu verhindern. Aber Rover läuft unbeeindruckt da durch. Wir lassen die Maschine mitschnurren, um nicht zu spät anzukommen. Mit dem Morgengrauen wird es besser. Wind und Wellenbild werden ruhiger. Gegen 13 Uhr (nach 30 Stunden) laufen wir in Porto Corallo an der Ostküste Sardiniens ein und kriegen einen schönen und sicheren Platz. Wir sind rechtschaffen erledigt. Dass in der nächsten Nacht das gleiche Blitzen aus schwarzen Wolken wieder einsetzt, kann uns nicht mehr beeindrucken.