Wir brechen früh in Marettimo auf, weil die Verhältnisse mit dem Schwell im Hafen langsam untragbar und gefährlich werden. Die Schiffe kollidieren mit dem Steg und mit den Nachbarn. An Schlaf ist sowieso nicht zu denken. Marettimo erhält von uns den ersten Preis in dem Wettbewerb um die unverschämteste Abzocke in italienischen Häfen, und das gegen starke Konkurrenz. Die ersten der 144 Meilen nach Sardinien gestalten sich wie erwartet sehr rollig. Der Wind kommt immerhin von achtern, später richtet sich auch das Wellensystem darauf ein. Rover schwankt stark von einer Seite auf die andere, alle zwei Sekunden muss man sich woanders festhalten. Leider ist der Wind teilweise zu schwach, um zu verhindern, dass bei der Rollerei der Wind aus den Segeln geschlagen wird und dann krachend das Segel wieder füllt. Entspannend würde ich es nicht nennen. Als die Sonne geht, stellen wir fest, dass wir Neumond haben – also kein Licht … denken wir zunächst. Dann kommen zunächst die Sterne: Milchstraße vom Feinsten! Dann entdecken wir auf dem Radar riesengroße Gebilde von ein bis zwei Kilometer Durchmesser, die auf uns zuhalten. Als sie uns erreichen, wird der Himmel schwarz: Es sind Gewitterwolken! Um uns herum setzt ein Geblitze und Wetterleuchten ein, dass einem angst und bang wird. Und dann sieht man auch noch diese Riesenwellen, die von hinten auflaufen! Das gespenstische Schauspiel dauert die ganze Nacht. Ständig fürchten wir einen Blitzeinschlag in den Mast und können doch nichts tun, um es zu verhindern. Aber Rover läuft unbeeindruckt da durch. Wir lassen die Maschine mitschnurren, um nicht zu spät anzukommen. Mit dem Morgengrauen wird es besser. Wind und Wellenbild werden ruhiger. Gegen 13 Uhr (nach 30 Stunden) laufen wir in Porto Corallo an der Ostküste Sardiniens ein und kriegen einen schönen und sicheren Platz. Wir sind rechtschaffen erledigt. Dass in der nächsten Nacht das gleiche Blitzen aus schwarzen Wolken wieder einsetzt, kann uns nicht mehr beeindrucken.