Wir finden, der Muezzin von Ücagiz singt am schönsten von allen. Dennoch verlassen wir unser lauschiges Ankerplätzchen, um die vielgepriesenen Schönheiten der benachbarten Gökkaya-Bucht in Augenschein zu nehmen. Doch lange bevor wir dort sind, zeigt uns das AIS, dass Dutzende von Ausflugsbooten die gleiche Idee hatten. Na schön, denken wir, das legt sich zum Abend, gehen wir halt ein paar Stunden SEGELN! Und ab geht die Post; bis zu 6,6 Knoten zeigt die Logge. Richtung egal. Doch ein Check ergibt, dass unser Spaßkurs genau auf Zypern zeigt. Noch 35 Stunden bei dieser Geschwindigkeit. Sollen wir etwa …? Nach einigem Hin und Her gibt den Ausschlag, dass in Zypern im Juli 44 Grad herrschen sollen. Nein danke. Uns reichen die 33 bis 34, die wir seit Wochen haben. Abends wiegt uns die Gökkaya-Bucht zunächst in trügerische Friedlichkeit. Schöne Ecke, wirklich. Wir schwimmen mit den Riesen-Schildkröten und versuchen zu übersehen, dass das abgerissene Kabel vom Hochspannungsmast neben uns im Wasser hängt. Zu später Stunde aber kommen sie: mehr und mehr Ausflugsboote und Güllets laufen ein und haben wohl hier ihr Schlafplätzchen. Als mehrere Großtransporter neben uns die Anker fallen lassen und wir Zeugen vom Musikgeschmack unheimlich gut aufgelegter Australier werden, verziehen wir uns dahin zurück, wo wir herkommen und wo der Muezzin so schön singt.
Am nächsten Tag motorsegeln wir bei schwächlichen Winden nach Finike. Erst kurz vor der Stadt frischt es auf und schließlich dürfen wir unser Anlegemanöver bei 26 kn Wind fahren. Zwei Stunden später wieder Ententeich. Finike ist sympatisch und entspannend, weil untouristisch. Niemand zerrt uns in seinen Teppichladen oder probiert seine Deutschbrocken aus dem Gastronomiebereich an uns aus. Die Marina in Finike ist beliebtes Winterlager für Fahrtensegler, einige abenteuerliche Boote liegen hier. Wir mieten uns ein Auto, um ein paar alte Steine anzusehen und was vom Hinterland zu sehen. Pikanterweise werden die Mietwagen hier mit LEEREM Tank vermietet (mit der Begründung, die einheimischen Kunden würden nie auftanken …). Wir sehen uns zunächst die alte Stadt Myra an, wo der heilige Nikolaus mal Bischof war. Neben den Steinen, die gerade neu geordnet werden (?) und den lykischen Felsgräbern beeindrucken ein Dutzend Reisebusse voller Russen, auf die sich die lokale Geschenkartikelindustrie bereits spezialisiert hat. Als wir die Temperaturen nicht mehr aushalten, flüchten wir in die Klimaanlage des Mietwagens und fahren in die Berge nach Arykanda. Viel mehr zu sehen und viel schöner als Myra und wir sind praktisch allein dort. Auf dem Rückweg ziehen wir uns an einem Truckstop mit „Restauration“, der sich um einen kleinen Wasserfall am Straßenrand gebildet hat, noch eine große Portion Anatolien rein.
Architektur in Finike
Setur Marina Finike
Myra, Fragmente
Myra, lykische Felsgräber
Myra, Theater
Myra, Theater
über 2000 Jahre alte Mauer
Arykanda, die Natur kehrt zurück
einsame Zuschauerin verschnauft im Schatten
Arykanda, Theater von oben
Arykanda, alte Mauern unter alten Bäumen
Arykanda, ehemalige Thermen