Voller Hoffnung auf warmes Mittelmeerwetter starten wir am 05. Dezember aus dem verschneiten Norddeutschland und kämpfen bis weit nach Frankreich hinein mit Schnee auf den Straßen. Dann aber: 16 °C in Port Napoleon – so lieben wir es. Leider nur zwei Tage, dann sinken auch hier die Temperaturen auf 0 °C und zusammen mit dem unvermeidlichen Mistral, der mit 7 bis 9 Windstärken weht, fühlt man sich in die Arktis versetzt. Außen am Schiff sind nur die notwendigsten Arbeiten möglich. Wir arbeiten unsere to-do-Liste ab und fliehen gelegentlich aus der Mistralzone in das angenehme Sete oder nach Marseillan, wo wir Sabina und Stefan von der SY Samira besuchen. Drei Tage eher als geplant haben wir die Faxen dick und machen uns am 15. Dezember auf den Rückweg. Über Aix en Provence – zurecht eine der schönsten Städte Frankreichs genannt – geht’s durch tiefsten Winter nach Blonay am Genfer See, wo wir eine weitere Schneefront durchziehen lassen. Die nächste Etappe geht nach Singen zu Gisela und Werner (SY Thetis II), wo eine neue Vorsegelrollanlage auf uns wartet. Danach Gießen (nachts weitere Schneefront), schließlich am sechsten Tag wieder zurück in Varel. Und schon werden Pläne geschmiedet für das nächste Winterintermezzo …
Archiv der Kategorie: 2010
26.09.2010
Der Mistral wütet wieder und zerrt jaulend an den Booten und sogar Rover schaukelt – obwohl fest geerdet. Wir klaren das Schiff auf und bereiten es auf die Winterpause vor. Morgen geht’s per Bus und Bahn erstmal in die Schweiz an den Genfer See, wo Margrits Wohnmobil steht und dann ab nach (Ost-)Friesland. Dies ist also für dieses Jahr das Ende unseres maritimen Abenteuers. Die Arbeit an der Webseite hat viel Spaß gemacht und eure Kommentare und Mails wurden stets begierig aufgesogen. Danke fürs Zuschauen – und Tschüß bis nächstes Jahr!
24.09.2010
Heute ist es also passiert: Rover hat sein angestammtes Revier verlassen und wurde aus dem Wasser gehoben. Die ganze Prozedur erfolgte äußerst effizient und präzise, vom Einfahren in die Gurte des Travellifts über die Wäsche bis zum Einparken auf unseren neuen Liegeplatz höchstens eine halbe Stunde. Jetzt wohnen wir also hoch und trocken. Kurz danach fing der Regen und dann der Wind an. Die Stimmung hier im Hafen gefällt uns. Obwohl Platz für über 1200 Boote allein auf dem Trockenen ist, sind nur wenige Eigner da und man lernt sich schnell kennen.
Port Napoleon
Vorbei an den bizarren Felsformationen zwischen Cassis und Marseille queren wir die Bucht von Marseille. Bleierne Windstille. Das Wasser ölig glatt. Der Horizont verschwimmt im Dunst. Oder ist es schon Nebel? Da tauchen plötzlich zwei, drei – nein, sechs bis 12 riesige Containerschiffe und Öltanker auf, die im Golf de Foz auf Reede liegen. Wir winden uns zwischen ihnen durch und gelangen schließlich in die bekannten Gewässer unseres Zielhafens Port Napoleon. Dann liegen wir am Steg. Unsere Fahrt ist für dieses Jahr zu Ende. Unseren Krantermin können wir problemlos von Montag auf morgen nachmittag vorverlegen. Da morgen eventuell schon der Wetterumschwung mit Wind und Regen kommt, schlagen wir noch schnell die Segel ab, bevor wir vor den Sumpfmücken der Camargue ins Innere des Bootes flüchten.
Porquerolles – Cassis
Wir sind zurück am “Festland”, falls man die vorgelagerte Insel Porquerolles so bezeichnen darf. Nach einer glatten Überfahrt bei fast Vollmond fällt der Anker bei Sonnenaufgang durch vier Meter kristallklares Wasser in den weißen Sand. Immer wieder unglaublich. Und die Pinien und Eukalytusbäume duften immer noch. Trotzdem fühlt man, dass der Sommer sich dem Ende zuneigt. Man wartet mit dem Schwimmen ums Boot bis nach dem Frühstück, überlegt abends gar, lange Hosen anzuziehen. Die Bojen, die den Ankerplatz kennzeichnen, werden eingeholt, die Häfen leeren sich. Der Wetterbericht kündigt ab Freitag den ersten Mistral-Herbststurm an mit richtig viel Regen. Noch ist davon nichts zu merken, aber wir gehen ankerauf und verholen zusammen mit Marysol schon mal 35 Meilen weiter nach Westen in den hübschen Ort Cassis. Hier tobt noch mal richtig das mediterrane Leben. Wir stellen uns langsam auf die Winterpause ein. Morgen solls zurück nach Port Napoleon gehen.